Im Rahmen des Projektes I WOULDN’T HAVE TIME FOR haben wir uns (Sandra Pulina, Stephanie Sczepanek, Il-Suk Lee – 5. Februar bis 30. April 2022, online, https://www.nothavetimefor.com/) mit der Fragestellung beschäftigt Was bedeutet es, keine Zeit zu haben und für was nicht?
Schlagworte: virtueller Raum, realer Raum, privater Raum, sozialer Raum, soziale Interaktion, Austausch, Heterotopien, künstlerisches Schaffen, Atelier, Grenzen überwinden, Zugänglichkeit von Kunst, Befahrbarkeit von Kunst, digitale Formate, Vermittlung
Künstlerische Arbeit wird nicht mehr allein auf den klassischen Kanälen wie dem Ausstellungsraum oder der Website präsentiert, sondern in virtuellen Räumen „diletantisch“ gedrehten live Führungen und improvisierten live Interviews zu aktuellen Themen. Die digitalen Möglichkeiten, die wie ein Provisorium begannen, wurden schnell und spielerisch von vielen Künstler:innen adaptiert. Das sonst der eigenen Reflexion gewidmete, verschlossene Atelier wurde und konnte zunehmend spontan einer interessierten Community digital zugänglich gemacht werden, Gedanken, Ängste, Tabus, aktuelle Themen konnten unmittelbar geteilt und vermittelt werden. Der Titel der Projektidee „I wouldn’t have time for“ greift genau diese Verschmelzung von Arbeit, Leben, Kunst, privatem und öffentlichen Raum auf. Was bedeutet es, keine Zeit zu haben und für was nicht? An dieser Stelle möchte das vorliegende Projekt ansetzen und den erlebten und vielfältigen Erfahrungen des Arbeitens verschiedener Künstler:innen während der eingeschränkten und gleichzeitig erweiterten Situation von Sichtbarkeit und Austausch künstlerischen Schaffens der letzten anderthalb Jahre einen Raum zur Auseinandersetzung bieten.
Die Kunst setzt sich nicht erst seit dem 20. Jh. damit auseinander, dass die Wahrnehmung der Welt, die uns zumeist schlicht als gegeben erscheint, ein prozesshaftes Verhandeln ist, an dem wir selbst aktiv beteiligt sind. Sie macht diesen Prozess zugänglich und damit Wahrnehmung als eine Form des Handelns sichtbar. Ausgangspunkt der Auseinandersetzung mit den vergangenen Monaten der Corona Pandemie sind die individuellen Wahrnehmungen, Erfahrungen und Entwicklungshorizonte verschiedenster Künstler:innen unter dem Leitgedanken Was bedeutet es, keine Zeit zu haben und für was nicht? Wir haben uns auf den Beginn einer künstlerischen Entdeckungsreise begeben und dabei den gemeinschaftlichen, künstlerischen Austausch in den Mittelpunkt gestellt. Indem wir unser Schaffen und Werk auf unterschiedlichen Wegen zugänglich machen und vermitteln: Einerseits sammelten wir visuelle Eindrücke unserer Recherche. Andererseits wollten wir in live Interviews und Workshops im Austausch gemeinschaftlich und nachhaltig die Erfahrungen teilen und erweitern. Gemeinsam als Projektteam haben wir mit verschiedenen Künstler:innen ihr künstlerisches Arbeiten erfahren und im Sinne der Projektidee befragt. In performativen Arbeiten wurden zudem neue Zugänge und Kommunikationsformen erarbeitet. Unter dem Einbezug von Augmented Reality (AR) fanden erste Versuche statt performative Handlungen sowohl real als auch digital zu präsentieren. Wir arbeiteten mit iPads und/oder Smartphones und mischten virtuelle Anteile mit der realen Wirklichkeit. Das heißt, dass mittels der Augmented Reality die in den Workshops entworfenen Zeichnungen oder die entstandenen Objekte und Bühnenbilder durch Objekte, Überlagerungen oder Effekte erweitert und wieder in die reale Welt integriert wurden. So können zum Beispiel direkt durch den Handybildschirm (mobiles AR) Elemente angezeigt werden, die sich auf die reale Umgebung legen. Neben dem Aufsuchen real existierender Orte recherchierten wir in den sozialen Medien auf Instagram und TikTok. Wir richteten einen neuen Account bei Instagram, nothavetimefor, ein und wir recherchierten über mehrere Monate was welche Auswirkungen auf das künstlerische Arbeiten haben könnte, bzw. hat.
I wouldn’t have time for, gefördert durch: NEUSTART für Bildende Künstlerinnen und Künstler, Förderprogramm der Künstler*innenverbände (BBK), Modul C: INNOVATIVE KUNSTPROJEKTE)
Künstlerische Leitung: Sandra Pulina und Stephanie Sczepanek
Künstlerische Mitarbeit: Il-Suk Lee
Digital Studiospace Laboratory for Performance (DSLP), gefördert durch: NEUSTART für Bildende Künstlerinnen und Künstler, Förderprogramm Deutscher Künstlerbund, Modul D: Digitale Vermittlungsformate
Künstlerische Leitung: Sandra Pulina und Stephanie Sczepanek
Künstlerische Mitarbeit: Il-Suk Lee
WEM GEHÖRT DER VIRTUELLE RAUM? WER SIND DIE MASTERS OF THE METAVERSE? ANKNÜPFEND AN DIE FRAGEN DER MACHTVERANDLUNG, SOLL DIESES PROJEKT U.A. DIE WIRKLICHKEITSKONSTRUKTIONEN UND DAS „FRAMING“ NEU BELEUCHTEN.
Schlagworte: virtueller Raum, Spacial.io, annektieren von Virtuellem Raum, Macht, realer Raum, Institutionen, Kooperatives Handeln, Integration, hybrid-museum, digitale Vermittlungsformate, Vernetzung, Gleichstellung, Randgebiete als Kunststandort, sozialer Raum, soziale Interaktion, Heterotopien, performative Handlungen, Atelier, Vernetzung, Zugänglichkeit von Kunst, digital Metaverse, wem gehört der virtuelle Raum?, Monopolisierung von virtuellem Raum, künstlerische Handlungen, Digitale Verantwortung
Wir gehen Fragen der Zugänglichkeit von Kunst nach, ebenso von Macht und Besitzansprüchen im digitalen Raum. Wer erschafft und herrscht über digitale Räume und wie können künstlerische Handlungen, virtuelle Räume zurück gewinnen? Wir bauen uns mit unseren eigenen virtuellen Räumen in bereits bestehenden Formaten ein und schaffen einen „Digital Studiospace“ der es einer Community von Künstler:innen und Interessierten ermöglicht, vermeintlich gesetzte Formate und Wahrnehmungen des digitalen Raums neu zu erfahren und zu hinterfragen.
Wir sind eines der ersten Künstler:innen Kollektive, die diese Fragen nach Macht- und Raumdiskursen im virtuellen Raum durch künstlerisch kooperativen Handlungen nachgehen.
Die erste Kooperation entstand mit den Künstlern Malte Frey und Julian Reiser. Deren virtueller Ausstellungsraum für das Metaverse der Plattform spatial.io adaptiert wurde. Gemeinsam haben wir den Raum zu einem virtuellen Atelier weiterentwickelt und die erste DSLP Front Gallery im spatial.io implantiert, das als Plattform dient, performative Handlungen und Prozesse zu erarbeiten. Dabei wird jede künstlerische Setzung und die Begegnung mit dieser in den virtuellen Raum – dem Digital Studiospace Laboratory for Performance übertragen. Performances, Ausstellungen, Führungen, Lectures und andere virtuelle Formate werden in diesem Raum zugänglich und erfahrbar gemacht. Das DSLP soll als neuer Begegnungsort für digitale Kunsterfahrung agieren und neue Ebenen im virtuellen Raum erschließen. Die Verlagerung und Verbindung von reellem und virtuellem Raum hat das künstlerische Schaffen verändert und somit zum Einen das Atelier der Künstler:innen geprägt, verändert, erweitert und Verschoben, aber zum Anderen auch die Zusammenarbeit mit institutionellen Einrichtungen wie Museen, Künstlerhäusern, Kunstvereinen u.a.
Kunstverein Ahlen:
LAUFZEIT
01.07.2023 – 30.09.2023
Gefördert vom Kultursekretariat Gütersloh im Rahmen der Stadtbesetzung 23.